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Channel: Hebräisch – Der Orient
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Kurz erklärt: Gott, Allah und Jahwe

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In zahlreichen Schulbüchern werden die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam häufig wie folgt erklärt: Juden und Christen beten zum Gott Jahwe, die Muslime zum Gott Allah. Doch diese sehr simple Darstellung fördert einen Irrtum und verdeckt eine interessante Sprachgeschichte.

Judentum: Elohim, El, Elah, Allah und JHWH

In der hebräischen Bibel der Juden wird Gott unterschiedlich bezeichnet. Das hebräische Wort für „Gott“, Elohim (אֱלֹהִים), taucht in der Bibel auf Hebräisch stets in der Pluralform auf. Ob das ein Pluralis Majestatis ist, ist hingegen umstritten. Der Singular von Elohim ist Eloah (אֱלֹהַּ). An anderer Stelle wird Gott oft El genannt. Das Verhältnis zu Eloah und Elohim ist aber umstritten, doch die Wortwurzel legt eine Verwandtschaft nahe.

Des Weiteren gibt es das sogenannte Tetragramaton J-H-W-H (יהוה). Während hierzulande freimütig vom Gott Jahwe die Rede ist, wagen gläubige Juden aus Ehrfurcht nicht den Namen auszusprechen. Bei den vier Buchstaben J-H-W-H ist nicht bekannt, wie diese zu vokalisieren und damit auszusprechen sind. Es gibt unterschiedliche Varianten, was auch die Zeugen Jehovahs erklärt. Juden ersetzen die vier Buchstaben bei der Aussprache durch Adonai („meine Herren“ im Plural) oder ha-Schem („der Name“). Das hebräische Wort für Gott ist trotz aller anderen Namen aber Eloah bzw. Elohim.

Wenige, aber zentrale Stellen in der jüdischen Bibel, z.B. im Buch Esra oder Daniel, sind auf Aramäisch verfasst. In dieser dem hebräischen eng verwandten, semitischen Sprache ist das Wort für „Gott“ Elah (אֱלָהּ), determiniert Elaha (אֱלָהָא). Arabischsprachige Juden sprechen von Allah.

Christentum: Elah, Alaha, Allah und ho Theos

alaha 2

Jesus von Nazareth befand sich zu hoher Wahrscheinlichkeit in einem aramäischsprachigen Umfeld. Hebräisch war zu diesem Zeitpunkt meist liturgische Sprache, nicht mehr gesprochene und auch das Griechische entfaltete einen enormen Einfluss. Jesus selbst muss daher wohl auch zu Gott Elah oder Elaha gesagt haben. Im Syro-Aramäischen wird dies Alaha oder Aloho (ܐܠܗܐ) ausgesprochen. Von Jesus sind die berühmten Worte „Mein Gott, mein Gott, wieso hast Du mich verlassen“ überliefert. Ob er dies auf Hebräisch oder Aramäisch tat kann nicht endgültig geklärt werden. In Matthäus 27,46 ist Eli, Eli, lama sabachtani überliefert und in Markus 15,34 Eloi, Eloi, lama sabachtani, ersteres Hebräisch und letzteres wahrscheinlich Aramäisch. Im griechischsprachigen Neuen Testament ist die Übersetzung für „der Gott“ ansonsten ho Theos (ὁ Θεός). Arabische und maltesische Christen verwenden das arabische Wort für „Gott“ Allah (الله). Auch arabischsprachige Juden, wie Maimonides, nannten Gott Allah.

Islam: Allah, Allahum und RabbBildergebnis für allah

Sprachgeschichtlich gibt es zum einen die These, Allah setze sich aus bestimmtem Artikel al und Ilah für „Gottheit“ (الإله) zusammen und zum anderen die, dass es sich um eine Übernahme des aramäischen Alaha handele. Die Formulierung eines „islamischen Gottes Allah“ sind vorwiegend ideologischer Natur und haben keinen Bezug zur Sprachgeschichte. Allah ist schlicht das arabische Wort für „Gott“. Betrachtet man das hebräische Eloah/Elohim, das aramäische Elaha/Alaha und das arabische Allah, so zeigen sich hier eindeutig die semitischsprachigen Wortverwandtschaften und dieselben Wortwurzeln. Das hebräische Wort Elohim lässt sich in der arabischen Höflichkeitsform Allahuma erkennen. Auch wird häufig, wie im Hebräischen, das Wort „Herr“ verwendet, im Arabischen Rabb. Etwas wie J-H-W-H gibt es in der islamischen Tradition nicht. Es sei hier aber auch betont, dass Arabisch nicht mit islamisch gleichgesetzt werden darf, denn es gibt Millionen arabische Christen!

Eindeutige semitische Wortverwandtschaft

Aus den hebräischen, aramäischen und arabischen Varianten für „Gott“ lassen sich eindeutige Wortverschwandtschaften ableiten. Die Frage, wie sich Gott für die unterschiedlichen Religionen nun konkret „manifestiert“, das heißt als strikt unitarische Transzendenz oder Dreifaltigkeit mit einem Sohn, offenbart als fleischgewordenes Wort oder Buch, wird dadurch nicht berührt. Was für ein Irrtum wäre es, davon auszugehen, es gäbe hier zwei oder drei unterschiedliche Götter! Alle drei berufen sich darauf, den Gott Abrahams zu verehren und immerhin in den Ursprachen von Judentum, Christentum und Islam können wir diese gemeinsamen Ursprünge klar und deutlich erkennen.


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